Die Arme Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel

Verfasst von: Peter Michael Neuen
Liebe Leser, ich will Sie nicht mit Jahreszahlen langweilen, die sich niemand merken kann, denn das taten ja bereits unsere Geschichtslehrer in der Schule. Vielmehr möchte ich Ihnen die Hintergründe der Ereignisse etwas näherbringen, die aus den Templern innerhalb von kurzer Zeit den mächtigsten und einflussreichsten Orden der Christenheit werden lies und ihn zumindest in Frankreich nach 200 Jahren wieder in der Versenkung verschwinden ließ.

Die Geschichte Anfang des 12. Jahrhunderts erschöpft sich nicht mit dem weltlichen Rittertum, vielmehr wurde eine neue und einmalige Seite des Rittertums erschaffen, nämlich die Gründung der geistlichen Ritterorden, wobei der Auslöser hierzu die Kreuzzüge waren. Als das Heilige Land schließlich erobert war und das Königreich Jerusalem gegründet wurde, entstanden auch die „beidarmigen“ Ritterorden. Sie wurden so bezeichnet, weil sie in der rechten Hand das Schwert zum Kampf und in der Linken das Mönchskreuz trugen. Die bekanntesten Orden waren die Templer, die Johanniter, die Deutschritter und die Lazarener, also der Lazarus-Orden.

Diese Orden hatten recht viele Gemeinsamkeiten: die Befreiung des Heiligen Landes, die Krankenpflege und die Gelübde zu Armut, Keuschheit und absolutem Gehorsam. Um den Templerorden ranken sich aber die zahlreichsten Legenden. Zweihundert Jahre lang, also vom Beginn des 12. Jahrhunderts bis zu Anfang des 14. Jahrhunderts, prägten die Templer das abendländische Leben entscheidend mit, denn als Wirtschaftsmacht waren sie unübertroffen. Den meisten Aufzeichnungen zufolge wurde der Orden um 1118 von Hugo de Payens mit acht Rittern gegründet und seine Hauptaufgabe sollte der Schutz der Pilger auf dem Weg ins Heilige Land sein.

Der Patriarch von Jerusalem, Balduin II, überließ dem Orden seinen Palast als Ordenshaus, der angeblich auf den Grundmauern des Tempels von König Salomon errichtet worden war. Dieser Standort gab dem Orden auch seinen Namen, sie nannten sich nun "Die arme Ritterschaft Christi vom Salmonischen Tempel“ oder kurz „Die Tempelritter“. Die Gründungszeit des Ordens war ziemlich unruhig, Jerusalem fiel zwar im Juli 1099 wieder in die Hände der Christen, aber dennoch war die Stadt nicht sicher und so verwundert es nicht, dass der Orden von Balduin so unterstützt wurde. Auf dem Konzil von Troyes 1129 wurde er offiziell anerkannt und in den folgenden Jahren nahm der Templerorden einen ungeheuren Aufschwung.

Wenn jemand dem Orden beitreten wollte, wandte er sich an die nächste Komturei und überschrieb dem Orden seinen Besitz, wodurch dessen Vormachtstellung ständig wuchs. Der Orden orientierte sich an den Regeln der Zisterzienser, war in drei Abteilungen gegliedert (kämpfende, betende und arbeitende Brüder), die Mitglieder mussten ein Gehorsams-, Armut- und Keuschheitsgelübde ablegen und trugen einen weißen Mantel mit rotem Tatzenkreuz. Der Orden hatte zwar ein zentralistisches Verwaltungsprinzip, jedoch verfügten die Provinzen und Komtureien über eine gewisse Unabhängigkeit, so dass die besonderen lokalen Anforderungen unkompliziert vor Ort geklärt werden konnten.

Über die Rolle der Templer während der Kreuzzüge wurden ausführliche Abhandlungen verfasst, deshalb möchte ich hierauf auch nicht näher eingehen. Wesentlich ist, dass der Orden seine Blüte- bzw. Hochzeit während den Kreuzzügen hatte, die sich über einen Zeitraum von annähernd 200 Jahren erstreckten (etwa von 1095 bis zum Fall von Tyrus und Akkon 1291). Nach dem Fall des Heiligen Landes begann man laut darüber nachzudenken, ob man überhaupt noch Ritterorden brauchte. Der Deutschritterorden führte in Nord-Osteuropa die Christianisierung durch und die Johanniter und die Lazariter kümmerten sich um die Krankenpflege. Und der Templerorden suchte und fand ebenfalls ein neues Betätigungsfeld: das Bankgeschäft!

Durch seine weitreichenden Beziehungen gewann der Orden einen immensen Einfluss an den europäischen Höhen und zu den Herrschern und musste keine Steuern zahlen. Der Orden war lange vor den italienischen Handelshäusern zum bedeutendsten Geldgeber geworden, er verlieh gewaltige Summen und verlangte auch gewaltige Zinsen dafür. Der englische König Heinrich III. „hinterlegte“ sogar die Kronjuwelen bei den Templern. Und der „bargeldlose Zahlungsverkehr“ war eine geniale Erfindung des Ordens, denn in unsicheren Zeiten führte kein Kaufmann gerne große Geldsummen mit sich. Er zahlte in einem Ordenshaus im Land X eine Summe ein, erhielt einen Kreditbrief oder Gutschein und konnte in jedem Ordenshaus im Land Y das Papier gegen bare Münze wechseln.

Und ein ausgeklügeltes Codesystem wurde Diebstahl und Betrug verhindert. So wurde der Orden immens reich und hatte dadurch natürlich auch viele Neider und zu seinen größten Neidern gehörte König Philipp von Frankreich. Warum nun der König den Untergang des Ordens zumindest in Frankreich einleitete, ist durch geschichtliche Quellen nicht belegt. Ein wesentlicher Grund dürfte jedoch seine Gier nach dem Vermögen des Ordens gewesen sein. Außerdem wollte Philipp, so wie König Richard Löwenherz von England, als Ehrenmitglied in den Orden aufgenommen werden, was der Orden jedoch ablehnte. Man hörte auch von Gerüchten, dass ein hochrangiger Templer ein Verhältnis mit der Ehefrau von König Philipp gehabt haben soll.

Auf jeden Fall wurden zahlreiche Mitglieder des Ordens am Freitag, dem 13. Oktober 1307, in einer bis dahin beispiellosen „Nacht und Nebel Aktion“ verhaftet. Sie wurden verhört und es wurden die bizarrsten Beschuldigungen gegen sie vorgebracht: von der Verleugnung Christi über die Anbetung eines magischen Hauptes (bekannt als „Baphomet“) bis hin zu Homosexualität und Habgier. Das diese Geständnisse unter gnadenloser Folter abgepresst wurden, spielte keine Rolle. Erst nach zehn Tagen wurde der Großmeister de Moley selbst verhört und auch er bekannte sich unter der unmenschlichen Folter für schuldig. Die von König Philipp so ersehnten Schätze blieben jedoch verschwunden und auch die große Bibliothek war weg!

Es ist davon auszugehen, dass der Orden bereits vor der „Nacht und Nebelaktion“ Informationen über die bevorstehende Verhaftungswelle informiert war und rechtzeitig Schatz und Bibliothek mit der Ordensflotte in Sicherheit brachte, allerdings liegen auch hierüber keine belegbaren Quellen vor. König Philipp versuchte auch die Herrscher anderer Länder von den Verbrechen der Templer zu überzeugen, aber vergebens. Spanien und Portugal gewährten flüchtigen Templern Unterschlupf und eine neue Heimat in den neu gegründeten Orden von Montesa (Spanien) und im Christus-Orden (Portugal). Der Templerorden wurde am 18. Oktober 1311 auf dem Konzil von Vienne aufgelöst.

Im März 1314 wurde Großmeister de Moley verbrannt, damit fand einer der bedeutendsten Orden des Mittelalters sein Ende, zumindest in Frankreich. Ob der Orden nun Opfer eines unberechenbaren und gierigen Königs geworden ist, oder seinen Untergang selbst herbeigeführt hat, wird wohl immer offen sein, auf jeden Fall waren die Templer zu Zeiten der Kreuzzüge der mächtigste Orden der Christenheit und ihre Bankgeschäfte leben bis in unsere heutige Zeit fort. Ob die Templer über ein geheimnisvolles Wissen verfügten, ob sie ihr Fortführung auf irgendeine Weise vorbereitet haben, wo sie ihren Schatz deponiert haben , kann heute niemand beantworten. Fakt jedoch ist, dass der Mythos der Templer niemals seinen Glanz verlieren wird!

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Artikelsignatur: Peter Michael Neuen | Autoren-Ressort: economy.reporters.de
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