Die Barenburg - Eine Fluchtburg
Laut neuesten Forschungsergebnissen handelt es sich um eine Fluchtburg, das heißt um eine Anlage, in welche sich die Bevölkerung der Umgebung während der Überfälle flüchten konnte, und dort so lange verblieb bis die Gefahr vorüber war. Die Barenburg erwartete aber ein anderes Schicksal, dazu später mehr. Die Barenburg wurde in letzter Zeit in drei Kampagnen archäologisch untersucht. Diese Untersuchungen erfolgten nicht, weil es einen Forschungsauftrag gab, sondern wurden nötig, nachdem bei einer Münzbörse in Hannover latènezeitliche Funde zum Verkauf angeboten wurden. In einem Katalog zu dieser Börse konnte man anhand der Eintragungen die Herkunft der Fundstücke sehen: Danach stammten die Objekte unter anderem von der Barenburg.
Bei Hausdurchsuchungen, bei der so gennannten „Berliner Raubgräber- Gruppe“ wurden viele Funde aus der Latènezeit beschlagnahmt. Diese Raubgrabungen fanden in den 1980er Jahren statt. Die amtliche Archäologie fing mit ihren Untersuchungen 2001 an. Diese Untersuchungen erstreckten sich auf drei Kampagnen, die erste im Jahre 2002, die zweite 2004 und die letzte 2005. Nachdem 2008 der Bezirksarchäologie ein weiterer Fall der Raubgraberei, dieses Mal jedoch unterhalb der Barenburg, bekannt wurde, hat man dort im Herbst des gleichen Jahres Prospektionen vorgenommen und ist wieder fündig geworden. Seitdem die Raubgraberei bekannt wurde, entfernte man dort alle Hinweisschilder zur Barenburg und somit ist der Weg dorthin sehr schwer zu fnden. Im Sommer, Frühjahr und Herbst, solange die Bäume Laub tragen, ist dieser für Unwissende fast nicht zu finden.
Es gibt aber Spuren und Zeichen an den Bäumen, das die Anlage doch des öfteren aufgesucht wird und das nicht von Schatzsuchern, sondern von kontaktfreudigen Menschen. Es hängen Kontaktanzeigen an den Bäumen. Wir, meine Frau und ich, haben trotz Karten und Beschreibungen vier Versuche unternommen, um die Barrenburg zu finden. Den vierten Versuch unternahmen wir m März 2014, also zu einer Zeit, als die Bäume noch kein Laub trugen. Erst da haben wir den versteckten Trampelpfad zur Wallanlage gefunden. Der Weg dorthin, das Suchen und Finden der Anlage, hat was von Abenteuer vom Entdeckergeist, denn wenn man diese Anlage endlich gefunden hat, fühlt man sich wie ein Entdecker, der eine bisher unbekannte Stadt entdeckt hat. Diesen Winter 2014 haben wir noch einen Versuch gestartet, dieses Mal von einer anderen Seite. Und wir haben sie gefunden.
Es ist nicht einfach die Barenburg zu finden, aber nachdem man die Vorgeschichte kennt und die Gründe für das Entfernen der Hinweisschilder, versteht man es. Die Barenburg sollte Schutz bei Gefahr bieten. Doch, wie sich allein anhand der geborgenen Objekte und vor allem der Fundorte erkennen lässt, wurde die Anlage von Angreifern gestürmt und die Bewohner - trotz eines Fluchtversuches - gefangengenommen und verschleppt. Wie Erhard Cossack in seinem Artikel - in Archäologie in Niedersachsen - anhand der Funde auf der Barenburg beschreibt, haben sich dorthin die Bewohner der Umgebung vor einen Angriff zurückgezogen, um dort abzuwarten und dann wieder zurück in ihre Siedlungen zu gehen.
Auf dem ganzen Innenbereich der Burg verteilten sich archäologische Funde aus allen Lebensbereichen. Es fanden sich dort landwirtschaftliche Gerätschaften, Schmuck, Waffen und Haushaltsgeräte. Die Fülle der Funde könnten Zeichen einer dauerhaften Besiedelung sein. Allerdings spricht eine Reihe von Argumenten gegen diese Theorie, wie Erhard Cosack in seinem Artikel in Archäologie in Niedersachsen 2014 ausführt: Es sind in dem ganzen Bereich der Wallanlage keine Spuren bzw. Möglichkeiten der Wasserversorgung erkennbar. Auch eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung wird von Cosack in seinen Artikel ausgeschlossen, da die Humusdecke im Bereich der Anlage sehr dünn sei und somit keine Ernährung der Bevölkerung auf Dauer sichern konnte. Diese Anlage befndet sich auf einen Bergsporn und ist von drei Seiten durch natürliche Gegebenheiten gesichert. Im Nordwesten befnden sich steile, schroff abfallende Felswände, im Osten bietet ein Steilhang der Burg natürlichen Schutz.
Da der Bergsporn Richtung Süden fach ausläuft wurde dort ein ca. 280 Meter langer Steinwall (A.Lauer) aufgeschüttet welcher in der Mitte eine Höhe von 5 Metern erreicht. (Cosack) Dieser Wall läuft in den Hängen aus, es wurden also die natürlichen Gegebenheiten optimal ausgenutzt um eine Wallanlage zu errichten. Wie wir durch die Untersuchungen von Herrn Erhard Cosack erfahren, ist diese Anlage nicht ständig bewohnt gewesen sie diente als Fluchtburg. Die Fundlage und deren Untersuchung ergeben, dass diese Anlage gestürmt worden ist und die geflüchtete Bevölkerung diese Anlage verlassen musste. Als Beleg dafür gelten die Waffenfunde, welche offenbar Kampfspuren tragen. Dazu gehören zum Beispiel Lanzenspitzen mit Scharten oder Tüllenbeile mit Kerben, welche durch massive Hiebe entstanden sind. Auch wurden auf bzw. um die Burg Gewandteile wie Fibeln oder Gürtel entdeckt, die mit Gewalt auseinandergerissen worden waren.
. In den durchgeführten Prospektionen, welche unter Zuhilfenahme von Metalldetektoren durchgeführt wurden, konnten über 1300 Einzelfunde gemacht werden. Unter den gefundenen Objekten befanden sich unter anderem der Rest eines Schwertbarrens und eine Gussform für Ösenringe. Anhand der Funde auf der Barenburg und in ihrer Umgebung, konnten Spuren eines Kampfes und die Flucht der Bewohner nachgewiesen werden. Aus der Fundlage ergibt sich folgende Situation (Cosack 2008 und 2014): Die auf der Barenburg verschanzte Bevölkerung versuchte offenbar, einen Angriff abzuwehren und musste dann doch flüchten. Dabei sind vier Fluchtwege nachgewiesen, zwei davon gelten als die Hauptrouten. Zwei der Fluchtbewegungen laufen über den Süden durch den Wall, was bedeuten könnte, dass die Angreifer über die Steilhänge kamen, aber von dieser Seite erwartete man keine Angriffe da diese Stellen nicht befestigt waren.
Eine der Fluchtbewegungen führt an die Stelle, an der im Jahre 2006 die Raubgräber unterwegs waren, und welche 2008 dann untersucht worden war. Diese Funde lassen nur den Rückschluss zu, dass an dieser Stelle eine fliehende Gruppe gestellt und besiegt wurde. Das die Angreifer über die Steilhänge in die Burg gekommen sind, also sich für einen Angriff, einen schwierigeren aber gleichzeitig einen mit dem Vorteil der Überraschung behafteten Weg entschieden haben, könnte darauf deuten, dass diese zahlenmäßig nicht in der Lage waren einen Frontalangriff auf den Wall zu wagen. Ein weiterer Hinweis dafür könnten die Fluchtbewegungen sein, welche durch Funde belegbar sind. Die Hauptfluchtrichtung war im Süden durch den Durchlass (Eingang) im Wall in Richtung der Pionier Straße.
Diese Fluchtbewegung lässt sich durch die Funde vieler Schuhnägel belegen und durch weitere Funde mehrere hundert Meter weiterverfolgen. (Cosack) Diese Spur endet in einer großen Funddichte verschiedenen Funde wie z.B. Fibeln, abgerissene Gürtelringe und Waffen. Diese Stelle deutet Cosack als Ende der Fluchtbewegung. Hier sind die Flüchtenden wohl gestellt und endgültig besiegt worden. Cosack wagt einen Versuch den Angreifer zu identifizieren, für ihn sind es die Kelten, die die Barenburg stürmten und diese besiegten, und die Bevölkerung als Sklaven mitnahm. Diesen Schluss zieht er aus den Funden von germanischen und keltischen Gegenständen in der keltischen Siedlung Manching. Dort wurde im Brandschutt eines Hauses ein Versteck gefunden in dem Reste von Fibeln und Gürteln gefunden wurden. (Cosack 2008) Diese sind der Form und den technischen Eigenheiten mit denen von der Barenburg gleich.