Das gewöhnliche Tellerkraut - Postelein

Verfasst von: Iris Gödecker
Das Tellerkraut erfreut sich über ein nussiges und mildes Aroma. (Bild: C. Nöhren_pixelio.de)
Es ist einjährig, wächst üppig, schmeckt mild und nussig: Postelein. Es wird auch umgangssprachlich Tellerkraut genannt. Viele Menschen denken an Blattspinat, wenn sie das Kraut essen. Kenner sprechen vom Kubaspinat. Auf Schlau wird Postelein Claytonia perfoliata genannt und gehört zur Familie der Portulakgewächse (Portulacaceae). Ein Kraut, das sich von der Kälte nicht beirren lässt. Was kann das Kraut alles, und wie erntet man es?

Das Wort Perfoliata kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "mit durchwachsenen Blättern". Das Kraut wird deshalb als Tellerkraut bezeichnet, weil die Hochblätter der Pflanze die Stängel flächig umschließen. Wenn Kenner vom Kubaspinat sprechen, ist es nicht nur der Geschmack des Posteleins, der an Spinat erinnert. Im 18. Jahrhundert haben Siedler das Kraut von Nordwestamerika nach Kuba mitgebracht. Über Australien kam Postelein 1749 nach Westeuropa. Die Indianer und Bergleute haben das Kraut schon als Salatpflanze genutzt. Seit wenigen Jahren wird die Pflanze erst in Mitteleuropa angebaut. Verwendet wird es hauptsächlich im Winter, weil die Kälte der Pflanze nichts anhaben kann.

Sie können fast alles von dem leckeren Tellerkraut essen; von den Blättern bis zu den Stängeln. Es ähnelt geschmacklich nicht nur dem Blattspinat, sondern wegen seines leicht säuerlichen Geschmacks auch dem Feldsalat. Nach Blattspinat schmeckt das Kraut, wenn es gekocht wird, weil es dann sein Aroma etwas verändert. Aber auch roh können Sie das Kraut mit seinem wunderbaren Aroma gut als eigenständigen Salat essen oder als Beilage zu Gemüse- oder Fischgerichten. Mit Zitronensaft schmeckt das Kraut zusammen mit Chicorée oder Radicchio. Postelein bekommt in der Blütenzeit weiße Blüten, die sich zum Beispiel zur Tischdekoration sehr gut eignen.

Aufatmen können alle Gesundheitsaposteln, weil das Kraut nur sehr wenig Nitrat (Stickstoffverbindungen) enthält. Unter anderem enthalten viele Pflanzen Nitrate, um Eiweiße (Aminosäuren) herzustellen. Der menschliche Körper kann dies durch die Aufnahme von Fleisch oder Pflanzen, deshalb haben Nitrate im Organismus keine physiologische Funktion und werden somit auch nicht benötigt. Ein großer Teil des Nitrats wird relativ schnell wieder ausgeschieden. Doch können die Nitrate den Organismus beeinträchtigen. Unter anderem kann Nitrat die Jodaufnahme im menschlichen Körper beeinträchtigen. Der Gesetzgeber hat nur für zwei Gemüsearten verbindliche Höchstsätze festgesetzt: Kopfsalat mit 2500-4500 Milligramm pro Kilogramm und Spinat mit 2000-2500 Milligramm pro Kilogramm.

Das gewöhnliche Tellerkraut versorgt den menschlichen Körper allerdings mit reichlich Magnesium, Vitamin C, Kalzium und Eisen. Dies sind Nährstoffe, die der Organismus vor allem im Winter gut gebrauchen kann. Die Stängel sollten nicht zu nah an der Wurzel abgeschnitten werden, damit könnten Sie das "Herz" der Pflanze zerstören. In Zeitungspapier gewickelt, hält es sich einige Tage im Kühlschrank. Der Sommer macht dem Kraut zu schaffen, und es trocknet aus. Deshalb säen Sie es nur an kühlen Tagen, und zwar zwischen August und Ende März. Die Pflanze wünscht feuchte Erde und Halbschatten.

Leider findet das gewöhnliche Tellerkraut in diesem Lande nur wenig Beachtung. Das ist sehr schade, denn Posteilein kann noch mehr, als nur lecker sein. In der Medizin wird es aufgrund der antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung sehr gerne bei Magenentzündungen und Sodbrennen eingesetzt. Im 18. Jahrhundert, als das Kraut noch bekannter war, setzten Heilkundige es auch gegen Darmparasiten ein. Aber auch bei Verstopfung, Frühjahrsmüdigkeit, Nierenprobleme und Nervenbeschwerden kann das Kraut hilfreich sein und Leiden lindern. Wenn Sie es auch nicht selbst züchten möchten, bekommen Sie das Kraut auf vielen deutschen Märkten und in gut sortieren Supermärkten.