Ich bin o.k. – du bist o.k.

Verfasst von: Gisbert Kühner
In ihrem Bekanntenkreis gibt es Menschen, die erfolgreich sind, andere wiederum haben keinen Erfolg. Woher kommt das? Warum haben die einen Erfolg, die anderen nicht? Natürlich hängt das auch davon ab, dass ihre Bekannten eine unterschiedliche Ausbildung haben. Natürlich hängt das auch davon ab, dass manche ihrer Bekannten attraktiver sind als andere. Aber eins haben erfolgreiche Menschen: Sie sind selbstbewusst. Sie sind sich ihrer selbst bewusst und sie handeln bewusst. Mangelndes Selbstbewusstsein ist nicht in Stein gemeißelt. Es ist durchaus möglich selbstbewusst oder selbstbewusster zu werden und Selbstbewusstsein zu stärken.

Hemmungen und mangelndes Selbstbewusstsein haben unterschiedliche Gründe. Oftmals sind Erfahrungen in der Kindheit der Grund dafür, dass sich eine tiefe Verunsicherung festgesetzt hat. Wir haben gelernt, dass wir keinen Erfolg haben. Und im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeiung warten wir geradezu darauf, dass sich unsere Erfolglosigkeit immer wieder bestätigt. Angst vor Ablehnung und Angst zu versagen, blockiert unser Handeln. Aber auch Erfahrungen, in denen wir versagt haben, können zu mangelndem Selbstbewusstsein führen. Mangelndes Selbstbewusstsein ist nach außen erkennbar. Ihnen sind bestimmt schon Menschen begegnet, die keinen Blickkontakt halten können, die aus Verlegenheit lächeln, die eine geschlossene Schulterpartie haben. Der Blick weicht aus und die die Stimme ist ganz leise.

Die Sprache ist durch viele Füllwörter und viele Konjunktive geprägt. Vor Autoritäten haben sie Angst und sie können nicht Nein sagen. Ihr Menschenbild im Sinne von Mc Gregor ist: Ich bin nicht o.k. – du bist o.k. Es dürfte doch nicht schwer sein, diese Defizite in die Verhaltensweisen eines selbstbewussten Menschen umzukehren. So einfach ist es leider nicht. Zuerst müssen sie sich selbst bewusst werden. Es geht darum eine Inventur ihrer Stärken und Schwächen zu machen. Was können sie besonders gut, was weniger. Stehen sie zu sich. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Akzeptieren sie sich, so wie sie sind.

Es gibt keinen zweiten Mensch auf der Welt, der mit ihnen deckungsgleich ist. Sie sind individuell und wertvoll. Oftmals sind wir selbst unsere größten Kritiker. Unsere innere Stimme nörgelt an uns herum. Meistens sind wir zu uns selbst strenger wie zu jedem anderen. Nehmen sie ihre innere Kritik war und schwächen sie diese durch positive Beschreibungen ab. Wenn sie sich ihre Stärken so oft wie möglich bewusst machen, entsteht oder wächst ihr Selbstbewusstsein. Konzentrieren sie sich nicht auf das, was sie nicht können. Erstens ist dieses Bild meist falsch, zweitens wirkt die Selbstkritik mit einem potentiellen falschen Selbstbild als Verstärker ihres fehlenden Selbstbewusstseins.

Nehmen sie ihre Erfolge war und belohnen sie sich dafür. Erfolg macht süchtig. Mit jedem Erfolg, den sie wahrnehmen, trauen sie sich mehr zu. Sie erweitern ihren Aktionsradius, sie haben keine Angst mehr vor Autoritäten. Und wenn sie mal hinfallen, stehen sie wieder auf und machen weiter. Es ist ein Spiel, bei dem sie nur gewinnen können. Ändern sie ihre Grundeinstellung in: Ich bin o.k. – du bist o.k. Akzeptieren sie andere so wie sie sind. Gewinnen sie eine positive Einstellung und sind sie einfühlsam. Wie fühlt sich der andere gerade? Menschen mit dieser Grundeinstellung begegnen sich auf Augenhöhe.

Die Zeiten, in denen sie ein eher negatives Bild von sich hatten und sich anderen unterlegen fühlten, sind vorbei. Vergessen sie nicht, ihren Außeneinfluss wahrzunehmen. Was und wer helfen mir weiter, was schadet stattdessen? Trennen sie sich von dem, was ihnen schadet. Treffen sie Entscheidungen, bei denen es um sie geht, selbst. Verzichten sie darauf vorher andere um deren Meinung zu fragen. Die geben ihnen oft einen falschen Rat, weil sie sie nicht so gut kennen, wie sie selbst. Mit zunehmendem Selbstbewusstsein verbessert sich ihre Körpersprache. Ihre Strahlkraft nimmt zu, sie wirken auf andere anziehend. Man sucht ihre Nähe, weil sich ein Gespräch mit ihnen lohnt.

Sie haben was zu sagen. Sie wirken überzeugend, weil sie den Konjunktiv abgeschafft haben. Sie brauchen keine Hintertürchen. Zu dem, was sie sagen, stehen sie, ihre Aussagen sind verbindlich. Ebenso aus ihrem Repertoire haben sie „Weichmacher“ verbannt. Indem sie Wörter, wie eigentlich, möglicherweise, im Prinzip, vielleicht, verwenden, büchsen sie vor der Verbindlichkeit aus. Es wird sich sehr schnell rumsprechen, dass sie klare Ansagen machen, zu denen sie stehen. Kritik ist nichts anderes als die Sichtweise einer einzelnen Person. Im Übrigen muss diese Meinung nicht zwangsweise richtig sein.

Mangelndes Selbstbewusstsein können sie stärken, indem sie die Gründe für ihre Unsicherheit herausfinden. Sie werden schnell feststellen, dass die Ursache eine Außenbeeinflussung ist, die bei ihnen eine Angst vor Versagen und Ablehnung erzeugt. Wenn sie diese Fremdsteuerung ablehnen und ihr Verhalten von ihrem Inneren gesteuert umorientieren, haben sie auch keine Angst, für ihr selbstsicheres Auftreten verurteilt zu werden. Nehmen sie es stattdessen als Zeichen dafür, dass sie nicht mehr von außen manipuliert sind. Bleiben sie fordernd, klar in der Aussage und lernen sie Nein zu sagen.