Hund & Katz, Wolf & Spatz - die Sonderausstellung des MKM

Verfasst von: Stefan Siedler
Groß-Wolf - stellvertretend für die große Population im Mittelalter, größer als die heutigen
Groß-Wolf - stellvertretend für die große Population im Mittelalter, größer als die heutigen  Bild: Natalia Siedler
Rothenburg o.d.Tauber Was haben wir nicht für eine umfangreiche Museen-Landschaft in unserer Umgebung! Über die Geschichte vergangener Jahrhunderte wissen wir eigentlich ziemlich viel. Einige Bereiche sind dazu hervorragend museumsgerecht aufgearbeitet. Doch bitte, was ist mit denen, die unsere Ahnen in ihrem Alltag begleitet haben? Diese Frage beschäftigt das Mittelalterliche Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber schon seit Jahren. Und seit wenigen Tagen ist dieses äußerst interessante Thema in

Form einer Sonderausstellung zunächst bis Ende des Jahres der Öffentlichkeit zugänglich. Das Team um Dr. Markus Hirte hat wahrlich keine Mühen gescheut eine Ausstellung auf 2 Etagen zu organisieren, welche keine Fragen offen lässt. Schon allein die präparierten Exponate aus anderen Museen aufzutreiben, war ein kleiner Kraftakt. Das merkt man unmittelbar beim Betreten der Johanniter-Scheune. Ein 2,50 m stehend großer Schwarzbär begrüßt die Besucher eindrucksvoll. Dieser hat mit einem uns viel bekannteren Teddy nun nicht viel gemeinsam. Ein Anblick, zu dem die Menschen im Mittelalter viel öfters die Gelegenheiten hatten, allerdings nicht mit ausgestopften, sondern mit lebendigen! Denn Bären gab es wie Wölfe damals viel öfters unmittelbar bei uns

Schwarzbär, von dem wohl keine Gesundheitsgefahr ausgeht (Bild: Natalia Siedler)

in der Nachbarschaft. Es existieren viele Berichte von einem zusammentreffen, nicht immer mit einem guten Ausgang des körperlich unterlegenen. Auf den folgenden 2 Etagen erfährt der Besucher so ziemlich alles, wie Tiere den Alltag der Menschen ergänzten. Sie waren Monster, Arbeitstiere, Nahrungsmittelvernichter, Henkershelfer, Sexualopfer, Freizeitunterhalter wider Willen und selbst von Gerichten zum Tode verurteilte Delinquenten. Sie traten aber auch als Glücks- und Heilbringer in Erscheinung und sie brachten die Fantasie der Mitbürger zum Blühen, nicht nur im Hexenverfolgungswahn. So entfernt war dann der Übergang in den Sprachgebrauch und die Verwendung in der Heraldik nicht. Am Ende des Rundgangs wartet noch die Cafeteria, wenn der Gesetzgeber so will mit leckerem Kaffee und Kuchen. Empfehlenswert ist zuvor noch ein Besuch der Dauerausstellung. Das Mittelalterliche Kriminalmuseum beschäftigt sich wohl wie kein zweites mit der Entstehung des Gefühls

Bäckertaufe (Bild: Natalia Siedler)

von Recht und Ordnung über die Jahrhunderte. So ist Hund und Katz, Wolf und Spatz eine einmalige, empfehlenswerte Ausstellung für Groß und Klein, die sich mit vielen Details des mittelalterlichen Alltags beschäftigt. Ein besonderes Bonbon findet sich für unsere Kleinsten in der Ausstellung wieder. Lupi, der Wolf, begleitet unsere Jüngsten bei der Teeny-Rallye, und stellt spannende Fragen, die es zu beantworten gilt. Alles in allem kann man gut 3-4 h für einen ausgiebigen Besuch einplanen. Sicherlich lässt sich nicht vermeiden, dass der eine oder andere die Sonderausstellung Hund & Katz, Wolf & Spatz nicht persönlich besuchen kann. Dem kann aber anderweitig geholfen werden. Dr. Markus Hirte und Prof. Dr. Andreas Deutsch haben ein 373 seitiges Buch herausgegeben, das sich mit dem Thema der Ausstellung ausführlich beschäftigt.

Dieses ist ab sofort im Buchhandel bei Ihnen vor Ort, im Museumsshop oder im WWW unter der ISBN 978-3-8306-7989-9 erhältlich. Mehr Infos: https://www.kriminalmuseum.eu Empfohlen wird der Einstieg in die Dauerausstellung, die sich mit der allgemeinen Rechtsgeschichte befasst. Dem Rundgang folgend geht es vom (Folter-)Keller hoch in den ersten und zweiten Stock. Von dort ins Erdgeschoß zum Ausgang zum Außenbereich. Hier ist eine alte Bäckertaufe zu sehen und von dort geht es über den Hof zu der Scheune mit der beschriebenen Sonderausstellung. Die Ausstellungen sind bauartbedingt nicht rollstuhlgerecht ausgebaut.