Zufall als Zerfall der Kausalität

Verfasst von: Marion Wolters
Wie kann man das, was man als Realität bezeichnet, erfassen und so transformieren, dass es als ein Katalysator für die Entwicklung der Menschheit dient? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich lebenslang mit Fragen des Indeterminismus auseinandersetzen kann ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der nachfolgende Artikel. Der Schlüssel zu all diesen Fragen ist ein Nobelpreisträger.

Der Determinismus beruht auf Newtons Weltbild von Ursache und Wirkung. Jedes Objekt hat einen Körper, der an einem Ort feststellbar ist. Die Quantenphysik bringt mit der Kopenhagener Deutung den objektiven Zufall ins Spiel. Zum Zeitpunkt der Messung eines Elektrons folgt dieses nicht den deterministischen Gesetzen der Schrödinger Gleichung. Wo das Teilchen im Raum auftaucht ist nicht vorhersehbar, scheinbar zufällig. Einstein leuchtete diese Theorie nicht ein: "Gott würfelt nicht!" Auch dem Dalai Lama nicht, da durch die Kopenhagener Deutung die Reinkarnation in Frage gestellt wird. Der Dalai Lama begleitete Anton Zeilinger, den Nobelpreisträger für Physik 2022, zwei Tage in seinem Labor.

Die De-Broglie-Bohm Theorie bestätigt die Deterministen. Wurden nur nicht alle Mechanismen entdeckt, die den Standort eines Objektes berechenbar und vorhersehbar machen? Für Anton Zeilinger waren solche Fragen so interessant, dass er sie in den Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit stellte. Als Professor für Quantenphysik arbeitete er international an den renommiertesten Universitäten, seiner Neugierde folgend. Wenn man etwas spannend finde, solle man es machen. Weg vom Nützlichkeitsdenken, ist seine Devise. Seine Forschung sei zu nichts gut, sagte er provokativ. Ihn begeistere die mathematische Schönheit der Quantenphysik, er sei fasziniert von Experimenten, die gegen die Intuition angelegt seien. Herr Zeilinger bedankte sich bei den österreichischen Steuerzahlern, die ihm dieses Leben ermöglicht haben.

Letztlich ist nicht bewiesen, ob der Determinismus oder die Kopenhagener Deutung die Wirklichkeit der Wahrheit entsprechend besser beschreibt. Es gibt Konzepte, die Teile beider Theorien mischen und zu einer neuen Einheit formen. Andere wenden sich mehr direkt erfahrbaren Konzepten zu, mit denen sie in der Realität selbst und jederzeit experimentieren können. Mit sich und anderen. Mit der Umgebung, mit allem was lebt und was unbelebt ist. Ein Konzept, das so selbstverständlich ist, dass es gar nicht im Bewusstsein präsent ist. Mit dem Zufall hat es viele Gemeinsamkeiten.

Es ist nicht fassbar. Es ist überall, demokratisch, kostenlos und wird erst durch ein Subjekt sichtbar, erfahrbar: die Unmittelbarkeit. Die Unwahrscheinlichkeit der Form, in der man ihr begegnet, provoziert Irritationen: ein Heuwagen, der mitten durch eine Millionenstadt fährt, sei als Beispiel genannt. Beispiel und Spiel: absichtslos durch einen Park laufen und mit Picknickenden direkt ins Gespräch kommen. Von ihnen unmittelbar zu einem Mitternachtsfest eingeladen zu werden an einem Tag, an dem man drei französische Schmetterlingsforschende trifft. Weitere Experimente mit Unmittelbarkeit sind zu lesen und auszuprobieren im dreisprachigen Buch "Musical Immediacy" https://www.bod.de/buchshop/musical-immediacy-marion-wolters-9783756895120